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Wohngruppe Bölkendorf

Jubiläum im Adlerhorst: 3 Fragen an Ralf Schadow

Vor zehn Jahren, am 23. August 2010, begann Ralf Schadow seine Arbeit als staatlich anerkannter Erzieher in der Wohngruppe Adlerhorst.

Foto: Ralf Schadow/privat

Unsere Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Bergvilla betreibt seit vielen Jahren in Bölkendorf eine betreute Wohngruppe für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 16 Jahren. Fünf Erzieher*innen kümmern sich um die jungen Menschen, die oft aus schwierigen Familienverhältnissen kommen und Hilfe bei der Bewältigung des Alltags benötigen.

Auch Ralf Schadow arbeitet in der Wohngruppe, mittlerweile seit 10 Jahren. Was ihn dazu bewegte, sich für die Arbeit im Arbeiter-Samariter-Bund Barnim zu entscheiden und warum er die Gegend um Bölkendorf nicht mehr verlassen möchte, lesen Sie in dem nachfolgenden Gespräch.

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► Was bestimmt Ihre tägliche Arbeit in der Wohngruppe Adlerhorst?

R. Schadow: Schon während meiner schulischen Ausbildung zum staatlich geprüften Erzieher habe ich in der Kita und der Wohngruppe Bölkendorf ein Praktikum absolviert. Die Arbeit mit Kindern und Jugendliche hat mich immer begeistert. Als aktiver Fußballer verbrachte ich früher viel Zeit bei der Sportarbeit mit Kindern. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass mir das auch beruflich Spaß machen würde: für Kinder und Jugendliche da zu sein und ihnen auf dem Weg ins Leben zu helfen.  

Die Arbeit als Erzieher in der Wohngruppe ist anspruchsvoll, denn das heißt nicht nur Tag- und Nacharbeit. Auch an Wochenenden und Feiertagen müssen wir die Betreuung der Kinder und Jugendlichen gewährleisten. Wir stehen ihnen ja 24 Stunden am Tag mit Rat und Tat zur Seite. Wir begleiten die jungen Menschen bei ihren Erfahrungen und Erlebnissen in der Schule, helfen bei Hausaufgaben oder planen gemeinsam mit ihnen ihre Freizeitaktivitäten.

In der Wohngruppe kann ich viel von meiner eigenen Berufserfahrung einbringen. Als ehemaliger Maurer vermittle ich viele praktische Tricks und Tipps beim Umgang mit Werkzeug und Materialien. Unsere Kinder und Jugendlichen sind immer wieder begeistert, wenn wir beispielsweise in gemeinsamer Arbeit Hühnerställe oder Vogelkäfige aus Holz zimmern.

In der Arbeit hat sich in den letzten zehn Jahren einiges verändert. Wie in allen Bereichen ist auch bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen heutzutage viel mehr Verständnis, gemeinsame Akzeptanz und Miteinander nötig. Als Erzieher einfach etwas von oben herab zu entscheiden oder festzulegen ist heute nicht mehr zeitgemäß. Nach Verständnis füreinander zu suchen und einander zu verstehen ist nur im Miteinander von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Erzieher*innen möglich. Manchmal ist das schwierig, aber es lohnt sich in jedem Fall.

► Warum haben Sie sich vor zehn Jahren für eine Arbeit im ASB entschieden?

R. Schadow: Nach einer Ausbildung zum Maurer habe ich viele Jahre auf dem Bau gearbeitet. Das hieß oft auf Montage unterwegs zu sein, für mitunter eine lange Zeit weg von zu Hause. Aber ich bin hier der Gegend geboren. Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen – irgendwann habe ich erkannt: Hier um Bölkendorf ist mein Zuhause. Ich wollte nicht mehr in der Welt umherziehen. Nach einem Jahr Zivildienst in einem Altersheim begann meine schulische Ausbildung zum Erzieher.  Bereits im zweiten Ausbildungsjahr ergab sich dann eine Teilzeitausbildung. Ich konnte also parallel Erfahrungen bei der praktischen Arbeit in der Wohngruppe sammeln. Das bedeutete plötzlich aber auch jede Woche 3 Tage Ausbildung in der Hoffnungsthaler Stiftung in Lobetal und 2 Tage praktische Arbeit in Bölkendorf. Das war eine anstrengende Zeit, aber hat mir auf jeden Fall viele Erfahrungen ermöglicht.

Die von der Bergvilla betriebene Wohngruppe bot sich für mich einfach an; ich wohne ja nur wenige Kilometer entfernt. Träger der Einrichtung ist der Arbeiter-Samariter-Bund – so landete ich also beim ASB und bin bis heute sehr zufriedenen mit meiner Entscheidung.

Gemeinsam mit meiner Freundin habe ich hier in der Gegend ein Haus gebaut, dazu in der Nachbarschaft eine Werkstatt. Hier ist meine familiäre Basis, aber trotzdem überlegt man ja immer wieder, was an Neuem im Leben passieren sollte und wie es weitergeht. Gemeinsam mit dem ASB habe ich meine berufliche Zukunft geplant. Seit diesem Frühjahr mache ich eine Ausbildung zum Heilpädagogen. Mittlerweile bin ich im zweiten Semester, und wenn ich den Abschluss in der Tasche habe, werden sich dadurch sicherlich auch meine Aufgaben in unserer Wohngruppe in Bölkendorf erweitern.

► Wie entspannen Sie in Ihrer Freizeit?

R. Schadow: Trotz der Arbeit bleibt mir natürlich genügend Zeit für Hobbies und Sport. Mittlerweile spiele ich in der Altherrenmannschaft unseres Fußballvereins und arbeite dort auch in der Vereinsführung mit. Wenn ich am Wochenende nicht zu Spielen auswärts bin, kümmere ich mit um eine andere Leidenschaft: Eine Menge Oldtimer – Autos und Zweiräder – stehen in meiner Werkstatt. Ans Herz gewachsen ist mir vor allem ein altes Motorrad aus den 50er Jahren, das ich in unzähligen Stunden neu aufgebaut habe. Wenn meine Freundin und ich gemeinsam sonntags auf dem alten Motorrad durch unsere Gegend, die Landschaft hier fahren, ist uns klar, warum wir nur hier leben wollen. Wir reisen gern um die Welt, lernen neue Menschen und Gegenden kennen – aber hier ist unser Zuhause. Hier gehen wir gern spazieren, hier kennt jeder jeden. Das ist eine gute nachbarschaftliche Dorfgemeinschaft. Und hier ist eben auch meine Arbeit, auf die ich mich noch viele weitere Jahre freue.

Foto: Ralf Schadow/privat