Die globalen Veränderungen der Zeit regional meistern
Am 28. Mai 1991 wurde der ASB in der Region Barnim als Ortsverband, Kreisverband und späterer Regionalverband neu gegründet. In einem Gespräch formuliert André Mettin, Geschäftsführer des ASB Regionalverband Barnim e.V., die Grundlagen der gegenwärtigen Arbeit und die Aufgaben der nächsten Jahre.
Herr Mettin, als Geschäftsführer des ASB Regionalverband Barnim e.V. verantworten Sie nicht nur das Tagesgeschäft, also das Zusammenspiel der einzelnen Dienstleistungsbereiche und Einrichtungen, sondern auch die Ausrichtung des Regionalverbandes auf die Herausforderungen der Zukunft. Es gibt ein aktuelles Positionspapier des ASB-Bundesverbandes, das die Schwerpunkte der Arbeit für die nächsten Jahre umschreibt. Welche Bedeutung hat dieses Papier für den Regionalverband?
Unser ASB-Regionalverband ist über drei Jahrzehnte in der Region Barnim vernetzt. Eine solch kontinuierliche Arbeit für die Menschen hier vor Ort geht nur auf der Basis klar formulierter Werte. Wir haben für uns als Verband im Jahr 2016 allgemeine Grundwerte erarbeitet. Sie schreiben fest, wer wir sind, wie wir arbeiten wollen und für wen wir unsere Hilfen anbieten: Wir erbringen Dienstleistungen für die Menschen unserer Region. Wir leisten soziale Hilfe für unsere Gemeinschaft. Dies machen wir mit motivierten Fachkräften, aber auch mit Freiwilligen und Ehrenamtlern. Geleitet von Empathie und Fürsorge engagieren sie sich für ihre Mitmenschen. Dabei war immer maßgeblich: Wir betreiben kleine Einrichtungen vor Ort, in verschiedenen Bereichen. Dies ermöglicht es uns, individuell auf die Bedürfnisse der betreuten Menschen einzugehen. Moralische und ethische Transparenz bilden die Eckpfeiler unserer Arbeit. Mit dem neuen Positionspapier des ASB Deutschland, Ende letzten Jahres veröffentlicht, haben wir nun eine Orientierung vor uns liegen, die den in den letzten zehn Jahren eingetretenen Veränderungen der Gesellschaft, der globalen Welt und der Umwelt gerecht wird. Auf diese aktuellen Positionen unseres Bundesverbandes können wir aufbauen und die Werte, die unsere konkrete Arbeit vor Ort bestimmen, anpassen.
In über 10 Jahren als Geschäftsführer sind viele neue Einrichtungen des Regionalverbandes entstanden: die Kita Alfons Zitterbacke, die beiden Servicebüros, eine neue Tagespflegeeinrichtung, der Aufbau der Tagesgruppe Lindenpark und die Zusammenlegung der Ambulanten Pflegedienste. Welche Vorhaben plant der Regionalverband für die Zukunft?
Unsere Überlegungen für zukünftige Vorhaben fallen in unruhige, auch unsichere Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen. Dennoch wollen und müssen wir als sozialer Dienstleister unser Angebote ständig prüfen, verbessern und erweitern. Entscheidend ist dabei, sich an den tatsächlichen Bedürfnissen in der Region zu orientieren.
Im Moment beschäftigen uns erste Überlegungen zu einem Projekt für Inklusives Wohnen. Wir wollen Menschen – egal welchen Alters, mit und ohne Beeinträchtigung – eigene Wohnungen anbieten. Angemessener Wohnraum ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Aber es ist in unserem Land, wie wir alle wissen, eine der größten Herausforderungen, Wohnraum für jeden zu schaffen. Wir möchten dazu beitragen, dass Menschen unter einem Dach ein gemeinsames Zuhause finden – egal ob jung oder alt, Singles, Familien mit Kindern oder ohne und Menschen mit oder ohne Assistenzbedarf. Wir setzen dabei auf die Bereitschaft zur Unterstützung der Mitwohnenden. Damit wollen wir die UN-Menschenrechtskonvention und die Vorgaben des Sozialgesetzbuches IX in einem regionalen Bezug umsetzen. Wir hoffen, der Realisierung unserer Idee in diesem Jahr ein Stück näher zu kommen und prüfen zurzeit die Machbarkeit dieses Projektes.
Aber das ist natürlich nur ein konkretes Vorhaben, mit dem wir den Erfordernissen der Zeit gerecht werden. Die Konsolidierung unserer Einrichtungen wird unsere wichtigste Aufgabe sein. Dazu gehört zum Beispiel auch, mit den Folgen umzugehen, die durch den Geburtenknick unseres Jahrzehnts auch bei der Auslastung unserer Kitas in Zerpenschleuse und Stolzenhagen zu spüren sind. Aber: Wir sind darauf eingestellt, dass in der täglichen Arbeit eines engagierten Sozialverbandes nicht alles einfach zu lösen ist. Und doch werden wir immer Lösungen finden.
Das Freie Joachimsthaler Gymnasium begeht in diesem Jahr den 20. Jahrestag seiner Gründung. Was ist erreicht, was muss noch geschafft werden? Was ist geplant, um das Jubiläum als ein Meilenstein des bisher Erreichten zu vermitteln?
Unser 2005 gegründetes Gymnasium ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Bildungslandschaft in der Region Barnim. Die Schule zeigt über Jahrzehnte eine stabile wirtschaftliche und fachliche Entwicklung; die jährlich kontinuierlichen Schülerzahlen zwischen 120 und 130 bestätigen den guten Ruf unserer Bildungseinrichtung. Wir haben in 20 Jahren viel erreicht. Dafür sind auch die Projekte, Engagements und verschiedenen Auszeichnungen unseres Gymnasiums ein guter Beleg: Schülerinnen, Schüler und Lehrerschaft bekennen sich durch ihr Tun und ihre Haltung zu dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Durch das „Netzwerk Zukunft“ wurden wir als „Schule mit hervorragender Berufs- und Studienorientierung“ zertifiziert. Im Rahmen der Initiative LemaS entdecken und fördern wir unterschiedliche Talente unserer Schüler. Und Tag für Tag bestimmt ein inklusives Miteinander die Lern- und Lebenswelt an unserem Gymnasium: Junge Menschen mit einem zusätzlichen Förderbedarf schaffen bei uns erfolgreich ihr Abitur und werden dabei individuell unterstützt.
Aber: 20 Jahre sind eine lange Zeit in der Entwicklung junger Menschen. Das Leitbild, das die Arbeit unseres Gymnasiums bestimmt, ist mittlerweile ebenfalls 20 Jahre alt. Es ist Zeit für ein neues Leitbild unter veränderten gesellschaftlichen Zusammenhängen. Daran arbeiten zurzeit gemeinsam Schüler, Lehrerschaft, Eltern und unser ASB-Regionalverband als Träger der Einrichtung.
Wichtig ist uns für die Zukunft auch, an unserem Gymnasium neue Wege der Lern-Methodik zu beschreiten: Auch wenn Lerninhalte vorgegeben und einzuhalten sind – eine den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entsprechende Methodik der Wissensvermittlung sollte sich vor allem an den Bedürfnissen jedes Einzelnen orientieren. Wir wollen noch besser auf ihre Talente, ihr Fähigkeiten und Fertigkeiten eingehen und so einer besseren Förderung individueller Talente den Weg ebnen.

Worin sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen für den Arbeiter-Samariter-Bund im Barnim für die Zukunft?
Es sind große, manchmal bedrückende Fragen, die auch unseren ASB Regionalverband Barnim beschäftigen. Die Veränderung der Weltlage und Fragen nach Krieg und Frieden hinterlassen in diesen Zeiten wohl in jedem Menschen Spuren. Wir erleben schon jetzt, wie diese Gedanken sich beispielsweise auch auf die Lernbefindlichkeit der Schüler unseres Gymnasiums auswirken. Wir erleben, wie manch ältere Menschen in unserer Senioreneinrichtung Hof am Teich die Erinnerung an vergangen geglaubte Zeiten bedrückt. Auch die Folgen des Klimawandels und von Umweltveränderungen erfordern von uns neue Orientierung. Veränderungen im Sozial- und Bildungsbereich, die auch die Folge von zu erwartenden oder längst geplanten Mittelkürzungen sein werden, erfordern von uns flexible Antworten, um unser Dienstleistungsangebot täglich zu gewährleisten.
Denn natürlich sind von uns vor allem die praktischen Herausforderungen des Alltags hier der Region zu bewältigen: Wie finden wir genügend gut ausgebildete Mitarbeiter für unsere Bildungs- und Sozialarbeit? Wie schaffen wir es, die individuellen Bedürfnisse und Wünsche unserer Mitarbeiter mit den Erfordernissen eines erfolgreichen Unternehmens auf einem gemeinsamen Weg zu halten?
Aber wir sind überzeugt: Wir sind auf dem richtigen Weg. Im nächsten Jahr wird unser Regionalverband den 35. Jahrestag seiner Gründung feiern. Wir haben in der Anfangszeit nach 1991 den oft mühsamen Neuaufbau als Ortsverband, Kreisverband und später als Regionalverband geschafft, wir haben viele neue Einrichtungen und Dienste konzipiert und aufgebaut – und wir erhalten sie erfolgreich am Laufen. Unseren Ideen und Vorhaben haben sich noch lange nicht erschöpft. Wir haben noch viel vor – mit und für die Menschen in unserer Region Barnim.
Das Interview lesen Sie auch in der Frühjahr-Ausgabe unseres ASB-Journals: Download (6MB)